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FREI NACH WATZLAWICK:

"MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN"

INFORMATIONSGESELLSCHAFT
Kommunikation und Information und dazu der Mensch als Individuum und als soziales Wesen, der darin balanciert.
Diese Bausteine in ihren Grundzügen zu kennen wird immer interessanter, denn Kommunikation ist nicht gleich Information. Und der Mensch ist weit weniger bewusst und individuell als er gerne denkt.

VERHALTENSÖKONOMIK
Hier finden sich Zusammenfassungen der Fachliteratur die sich aus den Bereichen Coaching, Pädagogik, Psychologie hin in die Neurobiologie und die Wirtschaft erstrecken.

COUNSELING
Alles ist guter, alter Wein in neuen Schläuchen.
Die Definition von Counseling baut auf dem gesammelten Wissen der Verhaltensökonomik auf.
Wir unterstützen damit gesunde Menschen mit Rat und Tat, in der Komplexität der Kommunikation und Information die besten Entscheidungen für sich selber zu treffen.

Anleitung für den Umgang mit Komplexität

Information und Komplexität Posted on 07/10/2018 21:03

Reduktion bedeutet nicht Vereinfachen – Refraiming

„Handlungsfähigkeit wird durch die Reduktion von Komplexität
erreicht“ stellt Gunther Schmidt fest. „Reduktion“ ist hier aber ein
irreführender Begriff, weil er fälschlicher Weise mit „Vereinfachung“
gleichgesetzt wird.

Hinnen & Hinnen schlagen vor, besser von Reframing zu
sprechen – und damit über die 3 Stufen Strukturierung, Sensualisierung und
Vermittlung
die gewünschten Sachverhalte und Informationen in neuen Kontexten
zu bearbeiten. Also die Arbeit, die es macht, Information auszusortieren,
gezielt und bewusst neu zu gestalten. (Hinnern & Hinnern, S. 8ff)

Der alltagssprachliche Begriff von Information wird meist
mit „Bedeutung“ gleichgesetzt, die wir darin erhoffen (Nørretranders,
S.67ff). Dass es dabei nicht die Menge der Information ist, die entscheidend
ist, ist uns Menschen eigentlich völlig selbstverständlich:
Der Wert einer Information oder einer Nachricht besteht in
der Arbeit, die zu wiederholen einem erspart bleibt.

Interessiert uns die Qualität, können wir Information also
nicht nach Länge/ Kürze bemessen. Wir müssen sie anhand ihres Wertes, ihrer
Tiefe beurteilen.

Komplexität zum Vierten

So definiert Charles Bennett von IBM: „Der Wert einer
Nachricht besteht im Umfang der (…) Arbeit, die von den Urhebern plausibel
ausgeführt worden ist und die zu wiederholen dem Empfänger erspart
bleibt.“ (Nørretranders, S.127). Denn „Komplexität ist nicht als
Länge einer Nachricht messbar, sondern als die Arbeit, die ihr vorausgegangen
ist.“ (Nørretranders, S.128), und wird als logische Tiefe in der
Informationstheorie bezeichnet.

„Der unaufhörliche Informations-Tsunami weckt in vielen von
uns den Wunsch nach Überschaubarkeit und beschleunigter Informationsaufnahme.
(…) Das Ergebnis solchen Denkens erhebt „Vereinfachen, vereinfachen“ zur
wichtigsten Kommunikationsregel“. (Hinnern & Hinnern, S.11f).

Aber es braucht aus verschiedensten Gründen weiterhin Tiefe
und Bedeutung: vor allem um weiterhin gute Entscheidungen auf Basis von
komplexen Informationsräumen zu treffen. Und nicht oberflächliche Einfachheit
mit einfachen Entscheidungen zu verwechseln.

In ihrem Buch „Refraim it“ bieten die Brüder Hinnen einen
Koffer an Methoden und einen klaren Weg, um über eine (Neu-) Gestaltung der
Rahmenbedingungen Informationen strukturiert aufzuarbeiten – also plausibel
auszuführen.

Basierend auf der ursprünglichen Definition von Paul
Watzlawick zum Refraiming schlagen sie vor, den Begriff des Refraiming
umfassender zu nutzen. Und damit auszudrücken, dass Informationen über eine
Strukturierungs-Technik aus 3 Stufen in 9 einzelnen Schritten so umgestaltet
werden, dass Perspektiven gewechselt und damit der Kontext aus verschiedenen
Brillen betrachtet wird – bevor die Information an die Zielgruppe verteilt
wird.

Die Stufen nach Hinnen & Hinnen:

Faciliation/ Verständlich machen:
sind Inhalte logisch, strukturiert, geben sie Sinn? Argumente
richtig strukturieren, schlüssig & verständlich machen. Ebenso
Qualitätsprüfung der Quellen. Klären & Straffen der Inhalte.

Sensualization/ Versinnlichen:
Von Hirn und Bewusstsein durch Reframing ins Verständnis
–möglichst mit allen Sinnen- bringen.

Mobilization/ zum Handeln leiten:
mittels Medien mobilisieren um das Publikum nicht nur zu
erreichen sondern auch zu bewegen.

Mit einer Strukturierung wie sie die Brüder Hinnen anbieten,
wandelt sich „Information“ und „Komplexität“ nun hin zu einem Ausdruck für den
Produktionsprozess. Es tritt jetzt die nötige Vorleistung, also die Arbeit
dazu, in den Fokus.

In einem Ergebnis (also einem Produkt, einer Präsentation
oder einer Dienstleistung) wird durch das Abschreiten der 3 Stufen sehr viel
Arbeit des Sortierens stecken, ohne dass dies „in Menge“ belastet. Es also
leicht und verständlich daherkommt – ohne simple „Vereinfachung“. Und stellt
damit erstmals sicher, dass die Komplexität weiterhin erhalten bleibt, um gute
– nicht einfache – Entscheidungen sichtbar zu machen.

„Es ist schwierig, die Dinge leicht aussehen zu lassen.
Klarheit erfordert Tiefe.“


(Nørretranders, S.130)

oder

„Es ist einfach. Aber sicher nicht leicht“

(Gunther Schmid)

Mehr zur Komplexität und der Kommunikation im Blog Tiefe und
Bedeutung – Komplexität zum Zweiten

Das Fazit heute

• Komplexe Sachverhalte darzustellen verursacht immer
Arbeit, immer Kosten. Eine solche Darstellung sollte nicht mit schnellem
Vereinfachen verwechselt werden.

• Dazu können wir moderne, systemische Tools und Techniken
nutzen, und erzeugen damit weniger Information, aber mehr Tiefe an Information,
die unser Zuhörer nicht aussortieren müssen. Aber handlungsfähig werden.

• Und wenn wir als drittes unsere Erkenntnisse teilen,
braucht der Andere sie nicht zu suchen. Wir bekommen ein gemeinsames Bild, wir
teilen Gedankenwelten ohne weitere Kosten zu erzeugen. Dies ermöglicht das
kompetente Surfen in Komplexität.

Literatur:

Hinnen, Andri und Gieri: Reframe it! Reframen statt
vereinfachen; 1. Auflage 2017; Murmann Publishers GmbH, Hamburg

Norretranders, Tor: Spüre die Welt. Die Wissenschaft des
Bewusstseins; 1. Auflage 1994; Rowohlt Verlag



Von der Gehirnstruktur zur Persönlichkeit

Verhaltensökonomik Posted on 08/01/2017 11:42

Verhaltensökonomik Teil 2

Die Physiologie des Gehirns: Der Aufbau in 4 Ebenen

Eng umgrenzte Areale, mit ebenso eng umgrenzten Funktionen liegen grundsätzlich dem Aufbau des Gehirns zugrunde. Gleichzeitig finden sich aber funktionale Überlappungen – Dopplungen bzw. Redundanzen – so dass man vom modularen Aufbau des Gehirns spricht.
Diese „Multi-Zentralität“ der Gehirnfunktionen (wie unter Teil 1) beschrieben, findet sich auch beim Phänomen der Persönlichkeit wieder: das heisst, praktisch das gesamte Gehirn ist an der Bildung der Persönlichkeit beteiligt.

Mit einer gewissen Vereinfachung lassen sich 4 funktionale Gehirnebenen unterscheiden, auf denen die unterschiedlichen Komponenten der Persönlichkeit angesiedelt sind.
Diese machen uns als Mensch so unglaublich vorhersagbar und ähnlich (dass wir in Sinus-Studien in Typen geclustert werden können und neuerdings in der Psychometrik sogar individuell steuerbar werden) – aber gleichzeitig auch so einzigartig und unberechenbar in unserer Persönlichkeit.

Die vegetativ- affektive Ebene als Kern und unterste Ebene

Sie entsteht von allen Ebenen (ab der 7. Schwangerschaftswoche) am frühesten. Die Vorgänge auf diese Ebene sichern (über die Kontrolle des Stoffwechselhaushalts, des Kreislauf-, Verdauungs- und Hormonsystems und des Wachens und Schlafens und der damit verbundenen Bewusstheitszustände) unsere biologische Existenz.

Ebenso werden durch diese Ebene die spontanen Verhaltensweisen und Empfindungen wie Angriffs- und Verteidigungsverhalten, Paarungsverhalten, Flucht- oder Agressionspotiential gesteuert.

Kurz gesagt: die von dieser Ebene ausgehenden Antriebe und Affektzustände bilden unser stammesgeschlichtliches Erbe. Wir teilen diese Triebe mit allen Primaten und darüber hinaus mit allen Säugetieren. Die hier angelegten Funktionen – und man kann diese affektiven Grundzustände quasi auf Knopfdruck auslösen – bestimmen in ihrer individuellen Ausformung das Temperament und die individuelle, grundlegende Triebstruktur jedes Menschen.

Wichtig hier: dieser Teil des Gehirns hält unseren Körper am Leben, auch wenn alle anderen Kontrollzentren ausfallen.
Er ist weitgehend genetisch bedingt und durch Erfahrung oder willentliche Kontrolle nur wenig beeinflussbar.

Die zweite, darüber liegende Ebene der emotionalen Konditionierung

Diese Ebene ist mit der erfahrungsabhängigen Verknüpfung negativer oder neuartiger Ereignisse mit Gefühlen der Furcht, Angst oder Überraschung befasst.

Auf der einen Seite lernen wir über die Amygdala gesteuert und meist unbewusst, wovor wir uns fürchten und in Acht nehmen müssen. Grundlage der Konditionierung ist die Vernüpfung mit den Sinnesorganen und Informationen über den Körper und Umwelt, die nach gut/ oder schlecht, positiv oder negativ bewertet – und entsprechenden Gefühlen! – fest verbunden werden.

Interaktionspartner und gleichzeitig Gegenspieler zur Amygdala ist das mesolibische System, das Lustgefühle auslöst und uns nach Spass, Freue und Lust streben lässt. Es ist Teil unseres Motivationssystems, weil es über die Funktion der Belohnungseinschätzung und Belohnungs-Erwartung auch ein Teil des Belohnungssystems anspricht.

Wichtig hier: dieser Teil des Gehirns entwickelt sich ebenso recht früh, ist aber im Gegensatz zur 1. Ebene durch Erfahrungen beeinflussbar.
Dieser Einfluss findet entweder durch plötzliche starke emotionale Ereignisse statt oder durch langsame, aber stetige Einwirkungen.Diese sogenannten emotionalen Konditionierungen sind wiederum nur durch emotionale Erfahrungen zu korrigieren. Also nicht durch Belehrung oder Einsicht. Und dies nur im Rahmen unseres individuellen Temperaments – und durch die Zufälligkeiten im Leben mit einen sehr, sehr großen Spielraum.

Diese zwei Ebenen repräsentieren gemeinsam die unbewusste Grundlage unserer Persönlichkeit und des Selbst.

Darüber liegen (nebeneinander) zwei weitere Ebenen.

Die individuell-soziale Ebene

Diese dritte Ebene umfasst die libischen Areale der Großhirnrinde: hier treffen Faserbahnen aus allen limbischen Zentren zusammen und die hier weitergeleiteten Informationen können damit bewusst werden.
Umgekehrt ziehen von hier Faserbahnen zurück in die limbischen Systeme, die überwiegend hemmende und zügelnde Funktionen haben.

Es geht auf dieser rechtshemisphärischen Ebene generell um die Steuerung vom Sozialverhalten, Einschätzung von Konsequenzen des eigenen Verhaltens, um die Steuerung von Aufmerksamkeit und um Schmerz- und Verlustbewertung.
Hier ist die emotionale Gesichtererkennung (als Grundlage der Empathie) verortet, ebenso wie die Verarbeitung komplexer sozialer Signale und Geschehnisse. Wir verorten an dieser Stelle des Gehirns ebenso die sozialen Spielregeln, das Prinzip von Geben und Nehmen aber auch die Impulshemmung.

Auf dieser Ebene geht es allgemein um unser Gefühlsleben. Hier ist die Grundlage unserer bewussten, individuellen Ich-Existenz und damit auch der entscheidende (und einzige) Einflussort von Erziehung.

An dieser Stelle ist das Lernen verortet, uns den Bedingungen der natürlichen und gesellschaftlichen Umwelt anzupassen.
Diese Ebene ist wesentlich dynamischer als die Ebenen darunter – und auch im späten Leben sind wir in der Lage, uns in unserem Verhalten immer wieder an eine neue Umgebung anzupassen.

Die kognitiv-kommunikative Ebene

Den genannten drei Ebenen steht eine weitere Ebene gegenüber, die über einen langen Zeitraum bis ins Erwachsenenalter hinein entsteht.

Sie umfasst das Arbeitsgedächtnis, den Verstand und die Intelligenz. Ebenso gehören zu diesem Teil die verschiedenen Sprachzentren.
In dieser linken Hemisphäre sind alle Areale angesiedelt, die das verstandsbegleitete Umgehen mit sich selbst und der Umwelt betreffen. Darunter gehört z.B. die Fähigkeit zum Problemlösen, dem Erkennen von Schriftzeichen, Geometrie und Mathematik.

Diese 4. Ebene entwickelt sich parallel zur Vorhergehenden, nur schneller: bereits Kinder können schon sehr intelligent sein – während ihr Gefühlsleben und ihre Sozialisation noch gering ausgebildet ist.

Diese Trennung von Verstand und Vernunft (bzw. sozialen Gefühlen) erst ermöglicht uns, Mitleid und Anteilnahme auszudrücken. Wir können uns Anderen so präsentieren, wie wir gesehen werden wollen – und nur dies ermöglicht ein gesellschaftliches Zusammenleben.
Ein weiterer Vorteil der Trennung von Verstand und Vernunft ist, vorausschauend planen zu können, und uns vorzustellen „was wäre wenn…“.

Diese vierte Ebene ist die am meisten dynamische und veränderbare Ebene. Wir können uns sehr schnell Wissensinhalte aneignen und in der Art unserer Kommunikation schnell an unterschiedlichste Situationen anpassen. Das macht uns (kurzfristig und oberflächlich) sehr flexibel.
Damit ist aber umgekehrt die Wirksamkeit auf andere auf dieser Ebene aber auch begrenzt: „Das eine ist, was ein Mensch sagt. Das andere, was ein Mensch fühlt und tatsächlich auch tut.“

Reden ist etwas anderes als Fühlen und Handeln.


Die ersten beiden Ebenen bilden das unbewusste Selbst und damit die unbewusste Grundlage der Persönlichkeit. Und diese Ebene bleibt ein Leben lang egoistisch-egozentrisch und stellt immer die Frage „Was habe ich davon“ und ist, so Roth, „das Kleinkind in uns“. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 92f.)

Die oberen beiden Ebenen Verstand und (soziale) Vernunft sind weniger miteinander verknüpft als die unteren Ebenen. Und dies auch wesentlich weniger als man erwarten würde.

Was noch erstaunlicher scheint: „die kognitiv-kommunikative Ebene ist am Weitesten von der Persönlichkeit und von der Handlungssteuerung entfernt.“ (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 95).

Es gibt hier überraschend wenig funktionale Verbindungen, obwohl beide Ebenen eng benachbart sind.
„Wir stoßen hier auf eins der merkwürdigsten Dinge der menschlichen Persönlichkeit, nämlich das mögliche Auseinanderfallen von Verstand und Vernunft. Diejenigen Hirnzentren, die für Verstand und Intelligenz zuständig sind, haben mit denjenigen Zentren, die unsere soziale Vernunft steuern, wenig Kontakt. Ein intelligenter Mensch muss nicht vernünftig sein.“ (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 101)
Wer würde dem nicht zustimmen.

Das Modell von G. Roth beendet die Diskussion um „Anlage“ versus „Sozialisation“ bei der Persönlichkeit des Menschen. Unsere Persönlichkeit ergibt sich durch eine Wechselwirkung der 4 genannten Ebenen. Diese Faktoren durchdringen einander und sind, wenn überhaupt, nur schwer methodisch voneinander zu trennen. „Wir sind genetisch, entwicklungsmäßig, in unserer Prägung und unserer Sozialisation einmalig.“ (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 105) – aber darin sehr, sehr ähnlich.

Und mit dieser Feststellung haben wir nun final das Feld der Verhaltensökonomen betreten: zu verstehen, wie wir Menschen grundsätzlich funktionieren.
Damit wir auch persönlich unsere individuellen Vorurteile und Neigungen bewusster wahrnehmen können. Und damit bessere Entscheidungen für uns, im Zusammenleben und insbesondere im beruflichen Kontext treffen können.


Wer bin ich und wenn ja wieviele.

Der Aufbau und die Funktion unseres Gehirns zeigt auch von der Neurobiologie her, was wir bereits in der pädagogischen wie auch in der Coaching-Literatur nachlesen können:

Persönlichkeitsmerkmale von Menschen lassen sich in ähnlichen Faktoren beschreiben und zeigen.

ICH bin dabei aber eine Facette an Einflussgrößen – wie sie durch die „Big Five“ (Asendorpf, Neyer: Psychologie der Persönlichkeit), durch das „innere Team“ (Schultz von Thun) oder die „heimlichen Begleiter“ (Corssen) bezeichnet werden. Oder der oben zitierte Buchtitel sagt.

Wir sind eine Summe an Persönlichkeit – und je nach Situation kommen Facetten zum tragen, die wir an uns mögen oder nicht leiden können. Immer sind wir aber – in Summe – in unserer Individualität beeinflussbarer und berechenbarer als wir es gerne hätten. Unser Bewusstsein macht eine Einheit daraus und glättet Unstimmigkeiten – dazu findet sich Vielfältiges unter dem Punkt (Un)Bewusstsein in diesem Blog.
Dies zu akzeptieren und für sich persönlich zu nutzen kann ich warm empfehlen.

Der kurze Schritt zur Psychometrie

Mit den neuesten Ergebnissen zur Psychometrie (- siehe den Artikel zur Wahl von D. Trump (https://www.dasmagazin.ch/2016/12/03/ich-habe-nur-gezeigt-dass-es-die-bombe-gibt/) -) wird nun die Verknüpfung dieses Wissens mit den Big Data in seiner gesamten Bandbreite deutlich.

Wer Angst hatte vor dem „gläsernen Verbraucher“ oder der „Manipulation durchs Marketing“ wird einer neuen, unabsehbaren Dimension der externen Beeinflussung belehrt.

Womit ich auf die Blogs hier zum Thema Information und Kommunikation verweisen möchte.
Mit dieser Basis haben wir vielleicht noch eine Chance, uns menschlich und intelligent als Verbraucher dieser Entwicklung entgegen stellen zu können.



Willkommen in der Verhaltensökonomik

Verhaltensökonomik Posted on 07/01/2017 23:19

Gehirn, Verhalten, Persönlichkeit
Teil 1

Hirnforschung trifft auf Verhaltensforschung
Unsere „Software“ – sei es als Bewusstsein oder Unbewusstsein – wird in einem großen Themenspektrum zwischen Psychologie und Therapie über Pädagogik, Coaching-Trends bis hin zur Managementliteratur behandelt, gehegt und gepflegt.

Wie leistungsfähig wir sind, also wie enorm groß die Datenvolumina sind, die wir unbewusst und bewusst verarbeiten, haben wir separat schon betrachtet.

Aber worauf baut diese Software?
Was sind die Bausteine und Grundfunktionen, die uns handeln lassen, die also erst „Bewusstsein“ und „Unbewusstsein“ ermöglichen und unsere Persönlichkeit ausmachen?

Ein Blick auf unsere „Hardware“ – das Gehirn
„Die Grundauffassung der modernen Hirnforschung lautet, dass alles, was wir tun, unabtrennbar mit den Strukturen und Funktionen unseres Gehirns zu tun hat (…) – und damit auch die Verankerung der Persönlichkeit im Gehirn.“ (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 33)

Im Rahmen der Verhaltensforschung hat sich gezeigt, dass das Verhalten und das geistige Vermögen des Menschen längst nicht so einzigartig ist, wie wir gerne meinen.
So bleiben unter dem Strich nur 2 Dinge, die uns Menschen von „den anderen Tieren“ wirklich hervorheben (siehe G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 34):
– die Fähigkeit Handlungen mittel- und langfristig zu planen und
– die syntaktisch-grammatikalische Sprache.

Selbst das Vermögen, sich in andere hinein zu versetzen, ist ebenso bei unterschiedlichsten Tieren (wie Vögeln, Elefanten, Walen oder Delfinen) entwickelt – vergleichbar bis zu dem Entwicklungsstand eines 3-4jährigen Kindes.

Die geistige Überlegenheit des Menschen scheint daher auf einer einzigartigen Kombination von Merkmalen zu beruhen:
einer sehr guten Handlungsplanung, bewusstem Denken, Kooperativität und Sprache (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 35).

Woher kommt das – also was ist die Basis dafür?
Schauen wir dazu genauer auf die Physiologie, also die Strukturen, die Funktionsweise und den Aufbau unseres Gehirns.


Aufbau und Verbindungen – hilfe, ich lerne…
Unser Gehirn besteht aus Nervenzellen, die hirneigene elektrische und chemische Signale aufnehmen und abgeben – und die in einem System der Informations-Verarbeitung miteinander verwobenen sind.

Die Signale erhalten die Nervenzellen über die Sinnesorgane und geben sie über Muskeln, Haut und Drüsen wieder ab. Die elektrische Informationsverarbeitung ist dabei die schnelle und einfache, die chemische die langsame und komplexe Verarbeitung. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 54)

Nervenzellen besitzen dabei Eingangsstrukturen (sogenannte Dendriten) über die sie Erregungen aufnehmen und Ausgangsstrukturen, die aus langen, dünnen Nervenfasern bestehen (Axone genannt).
Die Kontakte zwischen Nervenzellen finden über Synapsen statt. Jede Nervenzelle ist über diese Synapsen mit abertausenden anderen Nervenzellen verbunden, die entweder rein elektrisch oder kombiniert elektrisch-chemisch funktionieren.

Im einfachsten Fall wird das von einer Zelle kommendes Signal unverändert an die nachgeordneten Zellen weitergegeben.
In viele Fällen aber ändern die Synapsen ihre Übertragungseigenschaften dabei – und haben damit Verstärkungs- oder Filtereigenschaften.

Unter bestimmten Umständen verändert sich dabei die Verknüpfungsstruktur zwischen den Zellen.
Diese Vorgänge verändern dann auch die Funktion der Netzwerke – sei dies durch Wahrnehmung, beim Denken, bei der Gedächtnisbildung, bei Gefühlen oder bei der Handlungs- oder Bewegungssteuerung. Die Strukturen ändern sich: wir lernen. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 56)


Effizienz: Ausreifung in Schüben, Eliminierung und der Bau von Datenautobahnen
Wichtig für die Funktion des Gehirns ist also nicht nur die Bildung der Nervenzellen, die beim Menschen bereits bei der Geburt im wesentlichen abgeschlossen (!) ist, sondern vor allem die Ausbildung von Dendriten und Axonen.

Diese Ausbildung beginnt ca. ab dem 5. Schwangerschaftsmonat, steigt mit der Ausbildung von Dendriten nach der Geburt noch einmal massiv an, und wird mit ca. dem 1. Lebensjahr maximal erreicht.
Anschließend geht die Anzahl der Synapsen wieder zurück – und das stabile erwachsene Niveau wird durchschnittlich zur Pubertät erreicht.

Das Hauptprinzip der Entwicklung der Verknüpfungsstruktur besteht darin, dass anfänglich viel mehr Synapsen ausgebildet als später gebraucht werden. Das heisst, es findet zuerst eine Überproduktion und dann eine drastische Reduktion statt. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 58).
Man nimmt an, dass es zu einem Konkurrenzkampf zwischen den Milliarden von Synapsen kommt, der um Nährstoffe und auch um neuronale Reize geführt wird.
Bei der „Versorgung“ spielen dabei sowohl intern generierte, als auch aus der Umwelt stammende Reize eine große Rolle: erhält eine Synapse zu wenig davon, stirbt sie ab.

Zu Beginn unseres Lebens sind also diffuse, synaptische Verknüpfungen angelegt, die dann durch den Konkurrenzkampf reduziert werden – und damit das jeweilige Netzwerk effizient gemacht wird. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 59)

Ein weiter Faktor der Bildung der Struktur im Gehirn ist die Myellinisierung von Nervenfasern.
Hierbei bildet sich um ein Axon eine Myellinscheide aus. Diese ermöglicht eine deutliche (z.T. hundertfach) schnellere Fortleitung von Aktionspotenzialen – ohne die unsere hohe kognitive Leistungen nicht möglich wären. Es entstehen quasi „Glasfaserkabel“ im Gehirn auf vielgenutzten Bahnen. Was parallel an Bahnen nicht grundsätzlich genutzt oder bedient wird, wird kosequent gelöscht.
Diese Myellinisierung beginnt bereits vor der Geburt und findet erst mit dem Erreichen des Erwachsenenalters allmählich ein Ende. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 60)

Das heisst, das Gehirn eines Neugeborenen besitzt bereits alle Furchen und Windungen des ausgereiften Gehirns. Die gewaltige Massezunahme bis zum Erwachsenenalter geht dann vornehmlich auf das Längenwachstum der Dendriten und die Myelinisierung der Axione – und der Blutgefäße zur Versorgung – zurück. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 61)
Jeder von uns hat diese individuelle Entwickung gemacht. Bei jedem Kind ist sie zu sehen.
Reize, Vorlieben und Erfahrungen prägen die angelegten Netzwerke in unserem Gehirn, die wir dann später aufbauen und ausbauen.
Entsprechend der anatomischen Entwicklung reifen auch die Sinnessysteme zu unterschiedlichen Zeiten aus.

Zusammengefasst gilt, dass das System zur Verhaltenssteuerung (= im limbischen System) sich bereits frühgeburtlich ausbildet.
Das Bewusste Ich ( =getragen durch das corticale System) reift hingegen erst nach der Geburt und dann bis ins Jugendalter.
Abschließend findet in der Pubertät – auf etwas niederem Niveau – der Prozess der Überproduktion und Elimination ein drittes Mal statt.
Die anatomische Entwicklung des Gehirns und die Dynamik der „Verdrahtung“ verläuft also in Schüben, und in diesen 3 Phasen ist das Gehirn besonders empfindlich und prägsam gegenüber Umwelteinflüssen.

Neben der Ausbildung und zeitlichen Festigung der Strukturen im Gehirn hat die Forschung festgestellt, dass grundsätzliche Funktionen im Gehirn an festen Orten verankert liegen. Diese sind evolutionär verortet und werden in der persönlichen, individuellen Entwicklung auf- und ausgebaut.

Daher folgt im nächsten Blog ein weiterer Blick auf diese Orte und Ebenen im Gehirn des Menschen.


Einzigartig stark:
Module, vernetzt und redundant
Es gibt heute keinen Zweifel mehr daran, dass es im Gehirn anatomisch eng umgrenzte Areale gibt, die ebenso eng umgrenzte Funktionen haben. Man spricht deshalb von „strukturell-anatomischen Modulen“ und vom modularen Aufbau des Gehirns und seiner Funktionen.

Komplexe Abläufe (wie das Sehen, Hören, Handlungsplanung, Furcht oder Gedächtnis) beruhen dabei aber immer auf gleichzeitigen oder aufeinander folgenden Aktivitäten von vielen einzelnen Zentren.
Hinzu kommt, dass die lokalisierbaren Areale und Kerne häufig funktionale Überlappungen mit anderen Kernen und Arealen haben.

Das Gehirn ist damit in vieler Hinsicht redundant. Und genau dies ist die Grundlage der großen funktionalen Plastizität, also der Veränderbarkeit. Und bildet die Überlegenheit des menschlichen Gehirns. (G. Roth, Persönlichkeit und Verhalten, S. 89)



Gib dem Affen Zucker

Kommunikation Posted on 25/09/2016 22:36

Von Affen und Aufgaben

Ich möchte euch gerne in ein Bild mitnehmen.
Das aufzeigt, wie wir miteinander um Zuständigkeiten und um Erwartungen ringen. Warum manche Menschen wie unbelastet durchs (berufs-)leben gehen, andere aber parallel schier zusammenklappen unter Arbeit, Aufgaben und Verantwortung.
Ich bin überzeugt, das Bild hilft, ohne „Schuldzuweisung“ Aufgaben zu verteilen und sich zu entlasten.
Mein Bild ist eine Horde von kleinen Klett-Affen.

Ich gehe davon aus, dass niemand alleine auf einer Insel lebt. Wir haben immer mit anderen Menschen Berührungspunkte. Jeder Mensch im Miteinander nimmt dabei Rollen und Aufgaben an. Für ein Unternehmen. Aber auch privat.
Ich bin Kassiererin im Supermarkt, Schichtleiter, Sachbearbeiter, Krankenschwester, Techniker oder Projektleiterin, ich bin Mutter von 2 Kindern, Sohn, Nachbar, Bruder,…

Meist treffen wir auf unterschiedliche Menschen in verschiedensten (anderen) Rollen: als Kunde, Weiterverarbeiter, Vorgesetzer, Enkelkind, Besucher oder Kollege aus einer anderen Abteilung.
Beruflich sind Rollen und Aufgaben definiert in Arbeitsplatzbeschreibungen, sie werden verwaltet und besetzt von der Personalabteilung – und von Fachvorgesetzten definiert.
Immer kommunizieren wir dabei miteinander.

Eine Rolle zu haben (und darin für etwas zuständig zu sein) ist privat und insbesondere beruflich einfach normal.

Willkommen in der Affenhorde

Betrachten wir ab heute unsere Tätigkeiten, Aufgaben und Zuständigkeiten – und damit unsere Pflichten und auch zu lösende Probleme – als kleine, haarige Klett-Affen.

All diese Aufgaben und Probleme setzten sich sofort auf unsere Schultern, rennen um unsere Füße herum und wollen unsere Aufmerksamkeit.
Diese netten, geselligen, anhänglichen Biester haben unterschiedlichste Charaktere – und wir mögen oder hassen sie.
Und meist möchten wir sie einfach nur los werden.

Sie klammern sich an uns, verstecken sich (wenn wir nicht hingucken), wollen gefüttert, gebürstet und versorgt werden – und kreischen, wenn wir sie ignorieren, plötzlich los. Sie sind unselbständig und auf unsere Hilfe angewiesen.
Sie wachsen, verbünden sich mit anderen Klett-Affen, und rauben uns Schlaf und Verstand, wenn wir nicht achtsam sind.
Kurz: sie können ziemlich nerven.

Stellen wir uns weiter vor, dass jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen verschiedenste Affenviechern auf seinen Schultern sitzen und um sich herumlaufen hat.
Für Pflege und Hüten werden wir ja bezahlt.
Mit der Aufgabe gehören uns also einige Affen, vielleicht eine ganze Horde, wir sind für sie zuständig.

Wenn ich meine Arbeit gut schafft (= Zeit, Qualifikation und Talent zur Affenbande passen), die Aufgaben, Themen und Anforderungen klar definiert sind (= das Gehege und die Affengruppen zugeordnet sind), dann bin ich als Mitarbeiter ein Dompteur und Tierwärter wie im Zoo: das Futter ranholen, Befindlichkeiten checken, Fell bürsten, Vitamine verabreichen. Kleine Affen groß ziehen – und aus der Verantwortung in andere Gehege entlassen; füttern, schauen, ob der Affe auch schläft oder sich einen Splitter eingetreten hat. Für Medizin und Hilfe sorgen, kraulen.

Volle Fürsorge.

Zucker

In dieser Vorstellung ist ein Unternehmen jeder Art wie ein großes Affenhaus.
Wenn es „läuft“ dann sind im großen und ganzen alle gesund, werden gepflegt und die Affen vermehren sich fleissig und wachsen glücklich.

Ich lass mir doch den Affen nicht auf die Schulter setzen!

Schauen wir näher hin, dann sehen wir aber oft die Affen, wie sie durch die Büroflure toben:
Herrenlose Affen, die nach Futter suchen.
Verlauste, kranke alte Affen, die ganze Affengruppen anstecken.
Oder Affen, die auf 2-3 Schultern gleichzeitig hocken, herunter fallen und sich die Ärmchen brechen.
Affen, die man mal eben dem Kollegen im Vorbeigehen auf die Schulter schummelt. Und (sehr beliebt) auch mit einem Besuch beim Chef auf seinem Schreibtisch aussetzt.

Wir Affenwärter verhalten uns alle unterschiedlich: der eine kann gar nicht genug Affen bekommen – und krault und pflegt alles, was man auf ihn loslässt.
Der Andere will keine Affen. Er setzt sie ab, wo er kann – gern mal eben im Fahrstuhl, wenn man nicht wegkommt: „Sag mal, könntest du nicht…“.

Am sichersten jedoch werden die Affen beim Vorgesetzten platziert (der ist ja eh für die Horden zuständig, soll er doch gleich die gesamten geklemmten Affenschwänze versorgen).


Was sind meine Affen – und wo rennen sie überall?

Ich denke, die Affenhorde ist ausführlich beschrieben.
Viele Situationen im beruflichen Alltag lassen sich damit sofort greifbar zeichnen.
Mit diesem – sympathischen – Bild können (Konflikt-) Situationen klar beschrieben, Führungsaufgaben deutlich adressiert und Zuständigkeiten „in Affen“ zugeteilt werden.

Wir kommen damit weg von „Schuld“ und der Erwartung „…warum hat denn der Kollege nicht…“ hin zu einem „Wem gehört der Affe, wer hat (vergessen) ihn zu füttern – und welcher Affe muss noch eingefangen werden?“


Gib dem Affen Zucker!

Lasst uns also bitte anfangen zu diskutieren und Affen auf Schultern zu sortieren.

Ebenso wird ein klares „Nein: den Affen lasse ich mir nicht aufsetzen“ der (überlasteten) Führungskraft den Affen dort platzieren, wo er hingehört.
Wenn der Mitarbeiter sich nicht kümmert – oder vielleicht nicht kümmern kann! – ist umgekehrt die berechtigte Frage: sucht der Vorgesetzte einen anderen Wärter oder stellt er seinem Mitarbieter genug Bürsten und Futter zur Verfügung?

Weiter wird es helfen, die Zahl an eigenen und fremden Affen (die man aktuell trägt) zu zählen, um Belastungen zu erkennen.
Es kann auch helfen, liebgewonnene Affen abzugeben – aber auch heroisch Affen einzufangen und anzunehmen, damit sie nicht mehr die Kollegen beißen.

Ich wünsche euch viel Spass bei der persönlichen Affenzählung.
Und bei der nächsten Fahrstuhlfahrt — aber bitte behalt deinen Affen bei dir.



Ja, wo reden sie denn…

Kommunikation Posted on 18/09/2016 18:04

Bewusstsein und Sprache

Bemerkenswert ist, dass das Gehirn sehr viel Information mit großer Bandbreite empfängt – ca. 11 Millonen bit, wie Untersuchungen ergeben haben. Und dass Gehirn darüber hinaus auch noch in der Lage ist, sehr viel mehr Information zu verarbeiten, als es aufnimmt: es versorgt den Körper mit ungefähr noch einmal so viel Information, wie es aufnimmt. Die Forschung nennt Zahlen bis 10 Milliarden bit pro Sekunde. (Nørretranders, S. 213)

Nur erhält das Bewusstsein eben keine Kenntnis darüber.
„Den größten Teil unseres Erlebens können wir gar nicht mitteilen. Mitteilen können wir nur, was uns bewusst ist. Man kann nur hoffen, dass es das Wichtige ist.“ (Nørretranders, S. 215)

Verstehst du mich – Der Baum der Rede zum Dritten

Wir alle erfahren im täglichen Umgang miteinander, dass wir mittels der Sprache andere Menschen oft nur begrenzt an unseren Gedanken teilnehmen lassen (können).
„In unserer bewussten, sprachlichen Gemeinschaft sind wir alle in einer radikalen Einsamkeit befangen.“ (Nørretranders, S. 215)

Der Baum der Rede ist der Versuch von Nørretranders, dies deutlich zu machen.

Das Gespräch selbst vollzieht sich mit geringer Bandbreite, während die mentalen Vorgänge und Sinneswahrnehmungen mit extrem großer Bandbreite stattfinden. Die Kompression ist bereits notwendig, ehe überhaupt Bewusstsein vorhanden sein kann (Nørretranders, S. 216).

Aber unser Körper drückt viel aus, das in Worten nicht notwendiger Weise enthalten ist. Dies kennen wir alle von Kindesbeinen an:

Erzähl mir eine Geschichte!

Kinder lieben Geschichten. Und Wiederholungen. Nicht, weil sie viel Information darin spüren, sondern weil Wiederholung ihnen ermöglicht, die ganze Vielfalt des Textes zu verstehen: das Aufblättern von Exformation, das Vorstellen und echte Erleben der Geschichte im Kopf. „Sie können immer wieder neu erschließen, was sich im Inneren der Geschichte abspielt.“ (Nørretranders, S. 217)
Durch Geschichten werden Begriffe im Gehirn trainiert. Das Kind erlernt Grundabläufe, die Bedeutung von Helden und Schurken, von Spannung und Auflösung. Information verwandelt sich in Exformation, der Wortlaut des Textes wandelt sich in die innere Exformation des Vorlesers.
Ein Kind erlernt damit nicht nur den semantischen (sprachlichen) Kanal, und in sein Gehirn gelangen nicht nur die Wörter und ihre Aussprache. Es erfährt den gesamten körperlichen Ausduck eines Vorlesers, Mimik und Tonfall. All das sagt ihm, wie der Erwachsene die Geschichte erlebt.

„Vorlesen hat nichts mit Wörtern allein zu tun, sondern mit dem, was Wörter mit Menschen machen. Ein Konzert erleben hat nichts mit der Musik allein zu tun, sondern mit dem was Musik mit dem Menschen macht. Zum Fussball gehen hat nichts mit Fussball allein zu tun, sondern was Fußball mit den Menschen macht.“ (Nørretranders, S. 219)

Es gibt eben noch andere Kommunikationskanäle als den Sprachlichen, den Kanal des Bewusstseins, mit seiner geringen Bandbreite.


Wuff – Angriff oder Verteidigung

Will man wissen was das Bellen eines Hundes bedeutet, wird man ihn anschauen.
Man schaut auf seine Lefzen, seine Nackenhaare, seinen Schwanz. Diese „expressiven“ Teile sagen einem, welches Objekt in der Nähe er anbellt und welchem Muster er voraussichtlich in den nächsten Sekunden folgen wird. Vor allem schaut man auf seine Sinnesorgane: Augen, Ohren, Nase. Bei allen Säugetieren werden die Sinnesorgane (zum Aufnehmen, nach innen) auch zu Organen für die Übertragung von Mitteilungen (nach außen).

„Wir Menschen haben allerdings ein Problem: wir wollen nicht zugeben, dass wir Tiere sind.“ (Nørretranders, S. 220)

Die Sprache ist eine ist eine sehr junge Errungenschaft der Evolution und in unserer biologischen Entwicklung. Und ehe es wichtig wurde, ob sich jemand gebildet ausdrücken kann, war es wichtig zu erkennen, wie er sich verhalten würde. Freund oder Feind? Angriff oder Verteidigung? (Nørretranders, S. 223) Diese Fähigkeit begleitet uns bis heute.

Erschwerend glauben wir intuitiv, unser Bewusstsein sei identisch mit uns selbst. Wir neigen deshalb zu der Annahme, das das, was wir sagen, ausschließlich in den Worten liegt. Wir nehmen uns selbst sehr wörtlich.

Das eigentliche Drama ist, dass die Sprache des Körpers viel mehr sagt, als die der Rede. „Die Vorstellung, wesentliche Anteile unserer Persönlichkeit existieren jenseits unserer eigenen Aufmerksamkeit, seien aber für alle anderen vorhanden und sichtbar, erscheint erschreckend.“ stellt der Anthropologe Edward T. Hall fest.
„Das Unbewusste ist niemandem als nur der Person selbst verborgen (…)“ fasst Nørretranders den Sachverhalt schlicht zusammen (Nørretranders, S. 223):

Andere wissen mehr über uns, als wir selbst: ihnen sind über unser Körpersprache die Millionen bit per Sekunde zugänglich, die nicht in unser Bewusstsein gelangen. (Nørretranders, S. 223)

Unser Bewusstsein ist begrenzt und wir kommunizieren (und transportieren unsere Informationen) über weit mehr als nur über Sprache. Exformation ist die Tiefe und Bedeutung einer Aussage – und sie wird unfreiwillig und unbewusst über vielfache Kanäle transportiert.

LOL, MSN & Co.

Es ist meist wichtiger zu verstehen, was im Kopf eines Menschen vorgeht, als die Worte zu verstehen, die er sagt. Die bewusste Sprache verwaltet nur einen sehr geringen Teil von dem, was in einer sozialen Situation enthalten ist. Und es ist, wie wir schon mehrfach gesehen haben, viel Information aussortiert worden, ehe man zu verbalen Informationen kommt.

Versteht man anders herum gerade das Aussortierte nicht, wird man ausgelacht. Jugendliche machen sich lustig über Andere, die ihren Code nicht verstehen – also die Exformation in der Information nicht verstehen (können).

Was bedeutet LoL, was ist eine MSN? Fragen über Fragen. Die, alleine und ohne Erklärung, nicht mit der situativ richtigen Bedeutung zu füllen sind. Man ist und bleibt ausgegrenzt, wenn man auf die explizit ausgesonderte Information nicht zugreifen kann.

Neue Mitarbeiter in der Branche oder in der Firma müssen zuerst – und möglichst schnell – die Sprache und die verwendeten Abkürzungen lernen. Friktionen und Restriktionen zwischen Gruppen Abteilungen, Branchen beginnen bei Exformation, die man als Aussenstehender nicht adäquat rekonstruieren kann.

Im Beruflichen hat man meines Erachtens eine gute Chance, über Regeln, feste Bezeichungen (und gemeinsame Definitionen/Glossare) eine solide Kommunikationsbasis mit wenig Reibungsverlust zu schaffen. Wie dies entsteht, die Auswirkungen und Lösungen, werden wir in einer neuen Blog-Serie zur Funktion des Gehirns (und der Auswirkung auf gegenseitiges Verstehen, Projektarbeit und Coaching) betrachten können.

In eigener Sache

Es war mir wichtig, über Information, Exformation, unsere Bandbreite des Bewusstseins und unsere Möglichkeiten der Kommunikation zu schreiben. Ich habe nun die Begriffe sauber aus der Forschung heraus definiert, wir haben die erste, genannte Basis. Zum Abschluss noch mal zum Anfang dieser Blogserie zurück.

Der Satz „Ich lüge“ zeigte schon 1931, dass manche Sachverhalte nicht zu beweisen sind. Dass man erst weiß, dass es eine Lösung gibt, wenn man sie gefunden hat. Egal wie groß die Rechnerkapazität ist. Die Welt lässt sich nicht im Netz der Sprache bewusst fassen.
Die formalen Systeme heute geben aber vor, sie könnten alles beschreiben. Das können sie sicher. Aber nicht das Wissen kostet – sondern das Vergessen. Das Reduzieren auf das Wesentliche.
Jede Sprache, jede Beschreibung, jedes Bewusstsein ist also ein Resultat von Exformation. (Nørretranders, S. 229)

Es basiert auf einem Bewusstsein des Menschen: auf explizit Aussortiertem, auf das man verweist, wenn man etwas sagt. Auf den Kontext, den man weggelassen hat. Ansonsten ist es nur bla-bla. Ohne Tiefe, ohne Bedeutung.

Uns umrauscht in der „Informationsgesellschaft“ nur pure Information – nicht Komplexität, Tiefe und Bedeutung. Grenzenloses Bla-bla, das uns Entscheidungen erschwert, unendliche Auswahl vorspielt, wo kurze Entscheidungen zu treffen sind.

Man kann nur noch schwer nicht „nicht“ kommunizieren in unserer heutigen Zeit.

Wir sind uns im Zwischenmenschlichen kaum bewusst, welche Kommunikationskanäle wir gegenseitig nutzen und verstehen.

Und unsere Kommunikation hat zuletzt mit den Smartphones einen neuen, weiteren Kanal dazu bekommen: Es gibt nun kein Wegduken mehr, kein „dieser Teilnehmer ist gerade nicht zu erreichen“.

Wir leben in einer immer komplexeren Welt, und den Umgang mit Information und Exformation müssen wir bewusst erkennen. Wir müssen lernen, Entscheidungen in den Zeiten unbegrenzter Information „ohne Reue“ zu treffen (siehe Kahneman, S. 426 ff), die Funktionsweise unseres Gehirns zu akzeptieren und zu nutzen, um entspannt und gutgelaunt durchs Leben zu gehen.
Verhaltensökonomik ist der (neue) Begriff genau dafür.

Dazu dann mehr in einem späteren Blog zu Komplexität, der Funktionsweise unseres Gehirns und den Möglichkeiten, „richtige“ Entscheidungen zu treffen.



Bewusstsein – darf es ein Bit mehr sein.

Unsere Hardware und Software Posted on 17/09/2016 22:18

11.000.000 : 40 – unser Scheinwerfer
Man kann messen, wieviel Information durch die Sinne aufgenommen wird. Dazu muss man nur die Zahl der Rezeptoren der einzelnen Wahrnehmungsorgane zählen. Dann kann man errechnen, wie viele Nervenverbindungen vorhanden sind, die die Signale ans Hirn liefern – und wieviele Signale jede dieser Bahnen liefert. „Alles in allem sind das mehr als 11 Millionen bit pro Sekunde.“ (Nørretranders, S. 191)

Seit Jahrzehnten wurde in unterschiedlichsten Arten dann auch das Bewusstsein des Menschen in bit pro Sekunde vermessen. Aus all diesen Messungen ergibt sich, dass unser Bewusstsein um die 40 bit/ Sekunde erlebt – dies ist die Bandbreite des Bewusstseins.
Maximal.

Der Physiologe Dietrich Trincker stellte bereits 1965 fest, dass von allen Informationen, die von den Sinnesorganen dem Gehirn zufließen, nur ein sehr geringer Anteil das Bewusstsein erreicht. Er beschreibt dies wie einen Bühnenscheinwerfer, der ein einzelnes Gesicht auf der Bühne hell erleuchtet, während sich der Rest der Bühne, die Personen im Raum, die Kulissen und Gegenstände im tiefen Dunkeln befinden. (Nørretranders, S. 192)

Nørretranders stellt daher ziemlich trocken fest: Information ist kein gutes Maß für Bewusstsein. Information ist aber notwendig, damit Bewusstsein entstehen kann – wie Kraftstoff für einen Motor.

„Es ist allerdings seltsam, wie wenig diese schon lange bekannte Tatsache beachtet wird. Vielleicht hängt dies mit dem unmittelbaren Gefühl des Beleidigtseins zusammen (…) wenn uns bewusst wird, wie wenig uns eigentlich bewusst ist.“ (Nørretranders, S. 193)

Was machst du gerade?
Da das Bewusstsein blitzartig von einem Gegenstand zum nächsten wechseln kann, wird seine Bandbreite von uns nicht als begrenzt empfunden!

So können wir uns im Augenblick
unserer Sitzposition bewusst sein,
der Haltung unserer Hände,
dem Text den wir lesen,
den Geräuschen die wir gerade hören.

Wir haben sofort eine Vorstellung von der Situation um uns herum, zur politischen Lage in Deutschland oder eine Meinung parat, die wir zu Schwarzwälder Kirschtorte haben:
„Der Strom der Bewusstseinsinhalte kennt nur die Grenzen, die die Phantasie setzt.“ (Nørretranders, S. 193)

Wieviel aber durch das Bewusstsein fließt, ist begrenzt, egal wie schnell es zu etwas anderem wechseln kann. Das widerspricht unserem unmittelbaren Eindruck von der mächtigen Kapazität unseres Bewusstseins.

Bewusstsein hat nichts mit Information zu tun (…) sondern mit einem Erlebnis der Ordnung und der Organisation. Es ist ein Zustand, der nicht sehr viel Information verarbeitet.“ (Nørretranders, S. 190)
Eine leichte Blindheit können wir gefühlsmäßig akzeptieren, wir wissen mittlerweile um unsere „selektive Wahrnehmung“ – und hinterher ist man ja sowieso schlauer…

Also schlagen wir noch etwas tiefer in die Kerbe.

0 und 1 – mit 7 Dingen

Weitere Forschungen haben gezeigt, dass die Bandbreite des Bewusstseins vermutlich nur bei 16 bit per Sekunde liegt:
Bit ist das Maß für eine Informationseinheit und drückt unsere Fähigkeit aus, einen Unterschied zu erkennen (ein/ aus, rechts/ links, hell/ dunkel.) Und Information ist definiert als Logarithmus der Anzahl von Mikrozuständen, die in einem Makrozustand zusammengefasst sind. (Nørretranders, S. 198)

Wir Durchschnitts-Menschen sind nun in der Lage, maximal 7 Gegenstände oder Zustände gleichzeitig zu erfassen (wie unzählige von wissenschaftlichen Untersuchungen immer wieder gezeigt haben. Die „Magische 7“ unseres Bewusstseins wird hier als nachgewiesen angenommen. Siehe dazu als Einstieg z.B. die Ausführungen bei Nørretranders S. 201 – 215)

Gilt die Magische 7 – so die Argumentation – müssen wir den Logarithmus von 7 bilden, um unsere wirkliche Bandbreite zu berechnen.
In der Informationstheorie wird der genannte Zweierlogarithmus verwendet – die Frage ist also, wie häufig man die 2 mit sich selber malnehmen muss, um 7 zu erreichen.
Der Logarithmus für unser Bewusstsein ist demnach (2,8 mal 2 = 7) sprich: bei 2,8 bit/ Sekunde. (Nørretranders, S. 198)

Das scheint nur im ersten Überlegen widersprüchlich.
Denn wir können unsere Aufmerksamkeit wandern lassen, wie wir wollen. Circa 7 Dinge können wir mit Übung bewusst UND gleichzeitig. Für den Rest müssen wir zusammenfassen, abkürzen, Anker bilden, Heuristiken verwenden – intelligent agieren.

7 Buchstaben hintereinander „WTUSSBE“ rechnet sich (das Alphabet hat 26 Buchstaben, daher hat jeder Buchstabe ca 5 bit): das Wort hat also 35 bit an Information. Information ohne Bedeutung allerdings.
Handelt es sich aber um eine andere Anreihung der Buchstaben zu „BEWUSST“, wird dieses Wort viel weniger bit benötigen, denn Sprache ist redundant. Und es wird weit mehr an Exformation in dem Wort mitgegeben: es hat Bedeutung.
(Siehe dazu auch den Blog „Tiefe und Bedeutung“)

Es ist also sinnvoll für unser Gehirn, Bedeutung und Symbole zu verwenden.
Sie helfen uns, wie Troyanische Pferde, bits ins Bewusstsein zu schmuggeln. „Wir dürfen also annehmen, dass unser Gedächtnis begrenzt wird durch die Anzahl an Symbolen, nicht durch die Menge an Information, die sie repräsentieren.“ (Nørretranders, S. 199)

Marken sind das plakative Beispiel: Nivea. Coca Cola. BMW. Erlebniswelten in einem Wort komprimiert.
„Marketing“ wurde erst Anfang der 1920er erfunden. Unser Gehirn funktioniert grundsätzlich so. Und das von Pawlow’s Hunden auch – das nennen wir „lernen“.
Dazu intensive Betrachtungen in einem späteren Blog – und der Verweis auf G. Roth und sein Buch „Persönlichkeit, Entscheidung, Verhalten.“

Gehen wir noch einen Schritt weiter in der informationstheoretischen Betrachtung.

Wir Menschen können also Informationen intelligent organisieren (dazu gehört auch das alternative Auswendiglernen. Beide Techniken beruhen darauf, dass Einheiten verkettet werden, so dass eine Einheit die Andere nach sich zieht. Wie ein Souffleur im Theater: ein Stichwort genügt und die Kette läuft weiter.)

Intelligenz hat also nichts damit zu tun, ob man sich einen Meter von Mikrozuständen merken, Skylines 1:1 zeichnen oder die Kugeln in einem Glas korrekt berechnen kann. Damit ist man nicht wirklich lebenstauglich.
„Intelligenz arbeitet mit dem Trick, statt vieler Information eine Menge Exformation zu verwalten.“ (Nørretranders, S. 200)

Was ist wichtig – reduzier‘ es, Baby!
„Solche Zusammenfassungen von großer Informationsmengen in einigen, wenigen exformationsreichen Makrozuständen mit hochkonzentrierten, explizit fomulierter Information sind nicht nur intelligent, sondern oft auch schön oder sexy. Schönheit, Eleganz und Lässigkeit gehören zusammen. Mit wenigen Worten oder Zeichen oder Bewegungen oder Blicken oder Liebkosungen eine Menge zu sagen, das ist schön, klar und reinigend.“ (Nørretranders, S. 201)

Selbst die Wirtschaftsliteratur hat mittlerweile erkannt, dass nicht die Menge an PowerPoint-Folien ein Ergebnis ausmacht, sondern die wohlüberlegte Darstellung einer Entscheidungsvorlage. G. Dueck kommt in seinem Buch Schwarmdumm genau zu dieser Erkenntnis. (Siehe Dueck, S. 105)

Die Fähigkeiten des Bewusstseins werden überschätzt, wenn die Trojanischen Pferde nicht mit berücksichtigt werden, die viele bits in das Verhalten von Menschen schmuggeln, ohne dass das Bewusstsein davon weiß. (Nørretranders, S. 212)

Es ist ein sehr leistungsfähiger Computer notwendig, um in jeder Sekunde viele Millonen bit auf sehr wenige zu reduzieren: „Nur so sind wir in der Lage, zu wissen, was ringsumher geschieht, ohne dass es uns ablenkt, wenn es nicht wichtig ist.“ (Nørretranders, S. 213)
Die Forschung nennt Zahlen bis 10 Milliarden bit pro Sekunde. (Nørretranders, S. 213)
Nur erhält das Bewusstsein keine Kenntnis darüber.

Das Lebenstheater ist voll, die Vorstellung mit 10 Milliarden bit ausverkauft – und unser Lampenspot schwenkt mit maximal 40 bit umher.

Mehr dazu im Blog „Ja, wo reden sie denn…“



Der Baum der Rede – Kommunikation zum Zweiten

Kommunikation Posted on 05/09/2016 00:14

Kein Schwein ruft mich an
Wer den Preis für die Nicht-Kommunikation ermitteln will, braucht nur ein defektes Mobiltelefon: „Wer könnte versucht haben, mich zu erreichen?“
Ein Telefon, das funktioniert aber nicht klingelt, sagt viel.
Ein Gespräch, das wir führen, besteht nicht nur aus den Worten, die wir sagen oder schreiben.

Wie transportiere ich mein Pferd zu dir, obwohl ich nicht viel sage. Was geschieht, wenn mein dickes Pony plötzlich ein weißes Nilpferd ist und genau jetzt bei dir auf der grünen Wiese steht?

Einmal zum Ursprung

Der Begriff Information stammt ursprünglich aus der Kybernetik. In der Informationstheorie wurde erst viel später durch Claude Shannon und Warren Weaver festgestellt, dass man Kommunikation korrekt eher in drei Ebenen gliedern muss:

Eine technische Ebene (= die Übertragung von Zeichen, beschrieben durch Shannons Mathematische Theorie), eine Semantische (= wie genau die übertragenen Zeichen einer gewünschten Bedeutung entsprechen, und wie es der Baum der Rede von Nørretranders beschreibt) und eine Effektive Ebene (= in welchem Ausmaß eine Nachricht beim Empfänger zu einer Reaktion oder Verhaltensänderung führt. Dazu hat die Neurobiologie Antworten; ein Blog über die Ergebnisse von Gerhard Roth wird später folgen).

Die Tiefe einer Aussage – wie lange oder fundiert jemand über etwas nachgedacht hat – lässt für den Empfänger Bedeutung entstehen. Diese Exformation ist zum einen aber technisch irrelevant. Sie ist, wie im Blog Kopfkino beschrieben, andererseits auch nicht direkt ersichtlich für uns. Wir reden also immer über Kommunikation auf den Ebenen 2 und 3.

Aber genau das macht das Interessante an Kommunimation aus:
wie transportiere ich, was mir wichtig scheint.
Und wie könnte ich das Verhalten von Mitmenschen damit verändern.

Aber zuerst noch ein Bick auf die technischen Ebene, als Grundlage des Ganzen:

Irreversibel

Der Mathematiker Rolf Landauer hat einen wichtigen Unterschied zwischen Berechnungen und Kommunikation erfasst:
Kommunikation lässt sich beliebig kopieren, übertragen, vorwärts und rückwärts.
Berechnungen aber – ebenso wie Exformation – sind irreversibel.
2 plus 2 = 4. Aber 4 kann auch durch 3 plus 1 oder 4,395 minus 0,395 entstanden sein. Der Sinn von Berechnungen ist ja gerade, Information zu reduzieren.

Das Eigentliche, das Unwiederrufliche, geschieht also vor und nach der Kommunikation, nicht in ihr.
Das Ergebnis höre und sehe ich. Wie es zustande kam, kann ich – wie schon festgestellt – nur interpretieren. (Siehe dazu den voran gegangenen Blog Kopfkino)
Es ist meist auch nicht relevant, wie die 4 entstand. Oder wie die Torte zu uns auf den Tisch kam. Hauptsache, sie ist da und wir können sie endlich essen.

„Das Wichtigste an Kommunikation ist nicht, dass man etwas sagt, sondern was man zu sagen hat.“ (Nørretranders, S. 166)

Trude und der Binärbaum
Sehen wir die Kommunikation wieder als einfachen Binärbaum:
Eine Erzählung, eine Aussage beschreibt die vielen (kleinen) Entscheidungen, die getroffen wurden, und jetzt hierher geführt haben.


Der konkrete Weg durch den Binärbaum zeigt uns, wieviele Alternativen geprüft wurden. Bei einem kurzen Weg von 7 Entscheidungen wären es 2 hoch 7 = 128 Optionen. Das sind viele mögliche Wege, viele Optionen – und viele Daten zu merken – aber nicht wirklich interessant. Es ist hingegen leichter zu behalten, dass 7 Entscheidungen getroffen wurden. (Nørretranders, S. 167)

Die Erzählung von Tante Trude, dass sie erst mit dem 24er-Bus und dann in den 26er umgestiegen ist – wo doch immer diese komische Person an der Haltestelle sitzt – und deshalb ist sie dann ja lieber zur S-Bahn runter, wo sie dann die Torte fast verloren hätte, aber deshalb hat sie genau die richtige Haltestelle genommen und nun, ja endlich, auch unsere Hausnummer gefunden hat.
Trude ist unerbittlich. Sie teilt uns alle ihre Entscheidungen mit.

Sie hätte sagen können, sie ist mit den Öffentlichen gekommen – das hätte uns völlig ausgereicht. Denn sie steht in der Tür. Und die Torte hat sie offensichtlich auch noch dabei.

Erlebnis und Bericht

Logische Tiefe und Bedeutung ist Exformation. Explizit ausgesonderte Information und Berechnungen, die uns erspart bleiben.
Denn es geht leichter zu übermitteln, wenn wir zusammenfassen. Und je besser, je tiefer wir Informationen zusammenfassen, desto interessanter für den Empfänger.

„Daher rührt vermutlich das Missverständnis mit dem Informationsbegriff aus der Kybernetik. Unordung enthält viel Information – wir glauben bei dem Begriff aber gewöhnlich spontan an etwas, das uns einer Mitteilung wert erscheint. Wir meinen also nur das Ergebnis einer Aussortierung.“ (Nørretranders, S. 169)

„Wir denken nicht daran, dass ein Erlebnis mehr Informationen enthält als der Bericht darüber. Er beruht jedoch ganz und gar auf Informationen, auf die der Berichtende verzichtet hat.“ (Nørretranders, S. 169)

„Was wir meinen, wenn wir im Alltag von Informationen sprechen, ist beinahe identisch mit Exformation. Aber nicht ganz.“ (Nørretranders, S. 171) Denn Kommunikation ist nur der Transport, wie schon festgestellt, nicht die Bedeutung.

Wie reist mein Nilpferd zu dir auf die Wiese?

Der Baum der Rede

Nørretranders stellt die Kommunikation zwischen Menschen in einem Modell dar. Es ist eine Karte, wie Menschen miteinander sprechen:

„Zuerst muss die Person links nachdenken, Erfahrungen zusammenfassen. Dabei wird eine Menge Information aussortiert. Es kommen ihr Wörter in den Sinn, die gesagt werden können. Sie werden durch den Kanal – die Kommunikation – übertragen. Am anderen Ende, bei der Person rechts, werden die Wörter empfangen und die Bedeutung entfaltet.“ (Nørretranders, S. 172)

Der Empfänger hört oder liest die Worte. Und denkt an Pferde, die er schon einmal gesehen hat. Und die Körperform vom Pferd wird mit dem von Nilpferden abgeglichen: Erlebnisse werden assoziiert, Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen. Die Bedeutung verteilt sich. (Nørretranders, S. 173) und sowohl Pferd als auch ein kleines Nilpferd stehen bei dir auf der Wiese.

Es hat die Übertragung von wenig Information stattgefunden – die aber beim Empfänger eine Vielfalt von Assoziationen hervorruft. Es werden also unbewusst und in Bruchteilen von Sekunden Werte und Erfahrungen erzeugt, die ein Gehirn dazu gespeichert hat.

Wer noch nie einen schwarzen Schwan gesehen hat, kann ihn sich also nur sehr schwer vorstellen – bis hin zur Ablehnung (= das glaube ich dir nicht!).
Aber dazu später mehr in einem anderen Blog zum Thema Denkfehler und Antifragilität.

Das Modell von Nørdetranders beruht ursprünglich auf der Beschreibung des Musikers Peter Bastian für das Geschehen beim Musikhören: wenn ein Komponist etwas kreiert, es in einem Musikstück umsetzt – und wie dies beim Zuhörer wirkt. (Nørretranders, S. 173)
Und ein ähnliches Modell findet sich bei der Beschreibung der Funktionsweise von (Spiegel-) Neuronen in unserem Gehirn. (siehe Keysers S. 27)

Das Prinzip lässt sich für die Rede und die Schrift übertragen:
Das Kopfkino entsteht in voller Pracht, wenn wir berührt sind, wenn unsere Erinnerungen und Erfahrungen von außen angetippt werden.

Das weiße Nilpferd ist wie die Torte von Tante Trude: es wurde viel Information verarbeitet, die in ihr nicht mehr direkt ersichtlich ist. Es ist aber nicht nur ein Kuchen: es ist DIE Torte. Für die wir uns auch einen endlosen Vortrag an Unwichtigkeiten bereitwillig anhören.

Wie ist es aber möglich, dass Exformation des Erzählers wieder beim Zuhörer hervorgerufen wird?
„Wie wird Exformation des Senders mit erinnerter Exformation auf Seiten des Empfängers verknüpft? (…) Nur kleine Kinder können diese Frage wirklich beantworten.“ (Nørretranders, S. 187)
Kinder durchlaufen diesen Lernprozess, Unbekanntes das erste Mal zu hören, zu erfahren, zu erraten, was es wohl bedeuten muss. Kinder lieben das Vorlesen, das Spielen, das Ausprobieren. Das Gehirn erzeugt immer neue Muster, immer wieder und wieder, bis ein stabiler Pfad daraus wird. (Siehe u.a. bei Nørretranders, S. 188, bei Roth S. 274, bei Monyer, Gessmann S. 182ff oder bei Keysers, S. 64)

Die Torte als lohnenswert zu speichern, setzt Erfahrungen voraus. Erfahrungen mit der Torte deiner Oma Elisabeth, mit Kuchen allgemein, mit der Erfahrung dass Süßes gut schmeckt. Oder auf den Magen schlägt. Aber es ist immer deine, individuelle Erfahrung. Dein Pferd ist ein Einhorn, meins ein dickes Pony, wenn wir uns nicht Details ansehen und unser Setting definieren. Missverständnisse sind bereits eingewebt.

„Das führt zum anderen zu der Frage, ob es zwischen den Bäumen der Menschen andere Kanäle gibt, als nur den sprachlichen und wieviel Information die anderen Kanäle übertragen.(…) Wenn wir miteinander reden ist es die Rede, derer wir uns bewusst sind. Sie füllt unser Bewusstsein aus. Findet aber der größere Teil eines Gesprächs außerhalb der Rede statt, während der Rest im Kopf abläuft, warum sind wir uns dessen nicht bewusst?“(Nørretranders, S. 188)

Wir kommen damit zur Bandbreite des Bewusstseins.

Mehr dazu im folgenden Blog zum Bewusstsein – und ob es es ein Bit mehr sein darf.



Kopfkino – Kommunikation zum Ersten

Kommunikation Posted on 31/08/2016 09:54

„…denken Sie nicht an ein weißes Pferd auf grüner Wiese…“

Ohne das wir es steuern können, haben wir ein Bild im Kopf. Umgangssprachlich würden wir sagen, das Bild kommt „unbewusst einfach“.

Zum Einen kann das Gehirn nachgewiesener Weise ein NICHT nicht verarbeiten – das Pferd ist genannt, ein Nicht-Pferd hat kein Bild. Also spring unser Hirn auf das, was es „kennt“. (Dazu in einem Blog über Heuristiken und Denkfehlern später mehr.)

Aber genau darauf ist unsere Kommunikation aufgebaut:
in meinem Kopf sind Ideen und Gedanken. Diese transportiere ich in einem Gespräch über einen schmalen Kanal – die Kommunikation – zu meinem Gesprächspartner.

In meiner Wortwahl, meiner Sprache drücke ich mich aus. Und ich erwarte Antworten, die meiner Lebenswelt gleichen. Denn wir gehen wie selbstverständlich davon aus, dass unser Gegenüber die gleichen Begriffe mit Bildern und Worten verbindet.

Aber ist mein weißes Pferd ein dickes Pony oder ein Einhorn?

Wie es funktioniert, wie aus meinen Gedanken deine Bilder werden, dazu hat die Informationstheorie einige Ergebnisse. Diese entsprechen wieder nicht der umgangssprachlichen, automatischen Ansicht, können aber insbesondere unsere berufliche Kommunikation verbessern.
Das möchte ich in dieser Reihe erklären.

Man kann nicht nicht kommunizieren: Exformation

Den kürzesten Briefwechsel der Welt, zitiert Nørretranders aus dem Guiness-Buch der Rekorde:

Victor Hugo wollte 1862 wissen, wie sein Buch „Les Miserables“ ankam.
Er schrieb dazu an seine Verleger:
„?“
Diese antwortete, den Tatsachen entsprechend:
„!“

Damals aufwändig und bei den Kosten pro Wortzeichen in einem Telegramm kostensparend – und in unserer heutigen SMS-Zeit aktueller denn je.
Eine Frage und eine Antwort mit 2 Satzzeichen – es muss also noch etwas anderes transportiert worden sein, als allein diese Zeichen.

„Es verweist explizit auf das Ausgesonderte, aber ausgesondert bleibt es, vom Briefwechsel her gesehen.“ (Nørretranders, S. 148)

Solche explizit, bewusst in einem Prozess ausgesonderte Information definiert Nørretranders als Exformation – und eine Aussage hat demnach Tiefe, wenn sie sehr viel Exformation in sich birgt. (Nørretranders, S. 149)

Weiter stellt er fest, dass kein Gegensatz zwischen Exformation und Information besteht. Aber auch kein Zusammenhang.
Beides steht eher in einem rechten Winkel zueinander, beides ist ohne jeweils das andere sinnlos: Information ohne Exformation ist unendliches Gerede, Exformation ohne Information ist nur uninteressanter Datenmüll. (Nørretranders, S. 152)

Wenn ich dir jetzt ein „?“ per WhatsApp schicke, wirst du mich fragen, ob ich im richtigen Chat bin.
Es ist also ein Kontext nötig, etwas von dem wir beide wissen können, das es grade weggelassen wurde, damit solche, kurze Information gelingt.

Nichts? Ich will doch bloß hier sitzen!

Es gibt also keine Möglichkeit, aus dem Informationsgehalt einer Mitteilung direkt abzulesen, wieviel Exformation sie enthält. Erst der Zusammenhang gibt darüber Auskunft.“ (Nørretranders, S. 149)
Ein Blick unter Freunden, eine Anspielung unter Partnern – dann grinst man wissend; oder man ist auf der Palme.

Insbesondere im beruflichen Umfeld können und müssen präzise Aussagen in einem engen Kontext kommuniziert werden. Wenn es um Produkte, Absatzzahlen oder neue Anschaffungen geht, ist die Exformation dahinter klar ersichtlich. Das verstehen wir dann unter „professioneller, beruflicher Kommunikation“.
Aber auch dort wird gezickt und gebissen, vorenthalten – und wenn man die letzten Infos am Kaffeeautomaten noch nicht bekommen hat, steht man manchmal ratlos da.

„Bei den meisten Aussagen, die wir hören, haben wir keine Ahnung, worin die Exformation besteht. Wir vermuten, wir fühlen, wir ahnen – aber wir wissen es nicht.“ (Nørretranders, S. 152)
Wir interpretieren.

Das kann Spass machen – oder einen zum Durchdrehen bringen, Loriot hat sich eingehend genau damit beschäftigt. Bei YouTube z.B. unter „Der Feierabend: ich will doch bloß hier sitzen.“ – wie anstrengend, wenn Exformation an falscher Stelle verortet wird.

Also: was einfach, was komplex ist oder nur kompliziert, ist direkt leider nicht zu unterscheiden.
Wir müssen interpretieren.

Hinzu kommt, dass unser Körper Aussagen unbewusst noch verstärkt oder verneint.
Wir hören die Zwischentöne – und wenn Bert aus der Buchhaltung uns wortlos die Monatszahlen auf den Tisch knallt, dann hat er sich wohl wieder vorher mit dem Chef gezofft, weil ein Fehler in einer Buchung war. Oder ist er doch sauer auf uns, weil wir den letzten Kaffee genommen haben – und keinen Neuen aufgesetzt haben?
Kommunikation ist komplex.

Gehen wir weiter an das Grundprinzip der Kommunikation aus theoretischer, „technischer“ Sicht heran, wenn zwei Menschen sich unterhalten.

Kommunikation ist Transport, nicht Bedeutung
Kommunikation – gemäß der Informationstheorie – beschreibt nur einen Transport von Information, nur, wie etwas von mir zu dir gelangt. Nicht ob und was transportiert wird.

Wichtiger noch: „wir können Kommunikation nach Belieben umkehren. Vorwärts, rückwärts ist einerlei.“ (Nørretranders, S. 165) Das Wichtige, das Bedeutende, ist der Weg vorab – das Hervorbringen und Aussortieren von Informationen. (Nørretranders, S. 162)

Das klingt abstrakt, nochmal ein Beispiel, angelehnt an Nørretranders:
Wenn ein junger Student auf einen Interrail-Trip geht, machen sich die Eltern meist Sorgen, ob dabei alles glatt läuft. Kluge Kinder und Eltern vereinbaren dann: „ruf an, wenn du Hilfe brauchst.

Solange also das Telefon zu Hause nicht klingelt, geht es dem Reisenden gut. Wenn man Geldnachschub braucht, sich den Magen verdorben hat, noch 2 Wochen anhängen will – dann ruft man an.
Das bedeutet, die kürzeste Nachricht der Welt liegt nicht bei Victor Hugo – sondern in einem schweigenden Telefon.

„Wer den Preis für diese Art Telefonbenutzung wissen will, braucht nur seine Telefonrechnung nicht zu bezahlen. (…): Wer könnte versucht haben, mich zu erreichen? Ein Telefon, das nicht läutet, birgt also viele Nachrichten, sofern die Rechnung bezahlt ist.“ (Nørretranders, S. 163)

Wir müssen umdenken
Es kann also wirklich von hohem Nachrichtenwert sein, überhaupt nicht zu fragen.
Das kürzeste Gespräch wird dauernd geführt.
Es besteht darin, jemanden nicht anzurufen, den wir anrufen könnten. Das gilt im Berufs- wie im Privatleben. Und sei es „du bist mir egal“ damit zu sagen. Oder „ich habe dich vergessen“ oder besser noch „bei mir läuft es gut“.

Man kann nur noch schwer nicht „nicht“ kommunizieren in unserer heutigen Zeit.

Den Eltern täglich Reise-Rapport liefern zu müssen, kostet. Und erzeugt, wie vorangegangen geschildert, Informationen, die immer auch wieder entsorgt werden müssen. Wie lange freut man sich über eine Postkarte aus Amsterdam?

Bewusst Regeln zu finden, Exformation zu transportieren, erspart eine Menge an Sorgen, Fragen, Arbeit und Zeit.
Nicht-relevante Informationen gar nicht erst zu erzeugen, ist heute wichtig.

Grundsätzlich wussten wir ja schon intuitiv:
„Am wenigsten interessant an einem guten (privaten) Gespräch ist das, was gesagt wird. Interessanter sind all die Überlegungen und Gefühle, die sich während des Gesprächs einstellen, in Kopf und Körper der Gesprächspartner.“ (Nørretranders, S. 151)

Wenn das Kopfkino anspringt, man etwas miterlebt, die Geschichte von Tante Trude und der Torte, die ihr runter fiel, mit Tränen vor Lachen anhört.
Das Eigentliche, das Unwiederrufliche, geschieht vor und nach der Kommunikation, nicht in ihr.

„Das Wichtigste an Kommunikation ist nicht, dass man etwas sagt, sondern was man zu sagen hat.“ (Nørretranders, S. 166)

Die explizite Information des Absenders weckt Ideen und Gedanken beim Empfänger. Wie bei allen guten Geschichten gilt: „Soll Kommunikation gelingen, muss der Absender nicht nur an sich selber, sondern auch daran denken, was der Empfänger im Kopf hat.“ (Nørretranders, S. 149)

Kommunikation ist also nicht das Gespräch, das wir führen. Nicht die Worte, die wir sagen oder WhatsApp’en.
Wie transportiere ich also mein Pferd zu dir, wann steht es bei dir auf der grünen Wiese?

Dazu im kommenden Blog zum Baum der Rede.



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